Olaf Scholz bei Illner Therapiesitzung für den Kanzler-Philosophen
Berlin · Es läuft nicht rund für Olaf Scholz. Bei der ZDF-Talkerin Maybrit Illner begibt sich der Kanzler daher in eine Therapiesitzung. Sie schaut streng, sehr streng. Und er? Er gibt nur anfänglich dann doch Markus Söder recht.
24.10.2024 , 22:13 Uhr
Es kommt überraschend der Punkt, da wird in dieser Therapiesitzung bei Maybrit Illner der Sozialdemokrat, der Kanzler, der Ampel-Dompteur plötzlich zum Philosophen. Olaf Scholz sagt: „Wir Menschen sind, das ist meine philosophische Überzeugung, zur Arbeit geboren. Das ist auch etwas, was gut ist. Und ich finde, dass man auch arbeiten soll.“ Punkt. Falsch ist das nicht. Aber wo bleibt denn da die Lebensfreude?
Es sind halt keine freudigen Zeiten für den Regierungschef einer Koalition, die sich Ampel nennt. Man merkt es ihm deutlich an. „Es ist überhaupt nicht gut, dass es so läuft“, sagt Scholz zerknirscht in der 1000sten Sendung der ZDF-Talkerin Maybrit Illner. Scholz, ihr Stargast. Illner ist ja inzwischen die Talk-Mutti der Nation, die neue Sabine Christiansen. Ältere werden sich erinnern. Sie ist auch die, die möglichst nicht lacht oder lächelt, wenn sie fragt. Streng ist sie, sehr streng. Für eine politische Therapeutin ist das wohl der richtige Ansatz.
Jedenfalls möchte man mitunter den Kanzler umarmen, als es um den Zustand seiner Koalition geht. Mitleid steigt im Zuschauer auf. Dann aber will man ihn wieder schütteln, wenn er Sätze sagt wie, es gehe darum „dass wir jetzt immer weiter die Dinge tun, die für die Zukunft des Landes wichtig sind“. Puh, man atmet durch. Kanzlers Wortgirlanden bestimmen den ersten Teil der Sendung. Außerdem fragt man sich irgendwann noch, wo sie denn ist, die im Wahlkampf versprochene Führung. Wenn ihm etwa Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ständig auf der Nase herumtanzen. Illner führt das fast genüßlich an.
„Aus meiner Sicht ist es manchmal sehr schwer, all die vielen Streitigkeiten durchzustehen und alles dafür zu tun, dass gute Ergebnisse herauskommen“, räumt Scholz ein. „Aber das müssen wir irgendwie hinzukriegen suchen.“ Irgendwie, und dann auch noch suchen. Es klingt nach innerlicher Kapitulation des Sozialdemokraten. Schon jetzt pfeifen die Spatzen von den Berliner Dächern, dass Scholz der erste Kanzler in der Geschichte des Landes sein wird, der gegen seine eigene Koalition Wahlkampf machen wird.
Wer ist’s gewesen? Markus Söder ist’s gewesen. Der sagte einmal, Olaf Scholz grinse „schlumpfig“. Das war nicht nett gemeint, aber irgendwie war es dann doch treffend. Scholz lächelt anfänglich also genau dieses „schlumpfige“ Lächeln, als Illner ihm die erste Umfrage um die Ohren haut: 85 Prozent der Menschen glaubten, dass die Bundesregierung keine durchdachten Konzepte habe. Scholz wehrt sich; er sagt, es werde jeden Tag gearbeitet. Der Philosoph halt. Außerdem gebe es einen Krieg in der Nachbarschaft, also in der Ukraine. Und: „Da ist im Nahen Osten ein Krieg, der uns alle berührt und bewegt, jeden Tag.“ Hinzugekommen seien die großen Herausforderungen für die Wirtschaft, die Inflation und der Stopp der Gaslieferungen aus Russland. „Wir haben das alles durchgekämpft“, so der Kanzler. Die Koalition, ein K(r)ampf.
Dann kommt Illners zweite Umfrage: Nur elf Prozent seien mit der Politik des Kanzlers zufrieden, selbst der weithin in Ungnade gefallene Gerhard Schröder habe einst zwölf Prozent gehabt, stichelt Illner. Nicht viel mehr. Aber das schlumpfige Lächeln des Kanzlers wird deutlich schmaler, bis zum Ende der Sendung - Achtung, Spoiler - verschwindet es ganz. „Sind die Menschen undankbar?“, fragt Illner. „Nein“, sagt Scholz. Eine andere Antwort wäre auch politischer Selbstmord gewesen. Die Chance, seine Erfolge aufzulisten, bekommt er selbstverständlich auch.
Viel geht es dann noch um außenpolitische Fragen und Scholz erläutert gleich zu Anfang noch mal seine Haltung im Ukraine-Krieg, die man ihm auch abnimmt. Als Putin die Ukraine überfallen habe, habe er sich geschworen, „dass ich die Dinge tue, die ich richtig finde und die Sachen, die ich nicht richtig finde, nicht mache“. Wenn es um Krieg und Frieden gehe in Europa, dürfe man sich „nicht nach dem richten, der am lautesten ruft“. Das hat er in der Tat nicht gemacht.
Schließlich wird Scholz nach seinen Gedanken hinsichtlich des kommenden Wahlkampfes gefragt. „Ich will die nächste Wahl gewinnen, wie ich die letzte auch gewonnen habe“, betont er. Damals habe man ihm zu einem ähnlichen Zeitpunkt noch nicht mal mehr ins Kanzlerduell einladen wollen. „Insofern traue ich das mir und meiner Partei schon zu, dass wir ein solches Mandat gewinnen.“ Der Philosoph - er wird zum schnöden Optimisten.
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